Waldsiedlung Onkel Toms Hütte
Standort beiderseits der Argentinischen Allee, zwischen Onkel-Tom-Straße; Sprungschanzenweg; Holzungsweg; Am Fischtal, 14169 Berlin
Erbaut 1926 - 32
Bauherr Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft (GEHAG) und privat
Nutzer Deutsche Wohnen (ehem. GEHAG) und privat
Bauzeit 2000 - 02
Auf einem weiträumigen Areal, mit lichtem Kiefern- und Birkenwaldbestand, entstand zwischen 1926 und 1932 in sieben Bauabschnitten die Waldsiedlung Onkel Toms Hütte nach Plänen von Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg. Unter Mitwirkung von Bruno Taut und Stadtbaurat Martin Wagner wurde der Siedlungsgrundriss Stück für Stück erschlossen und auf die drei Architekten aufgeteilt: Taut erhielt den größeren nördlichen, Salvisberg den südwestlichen und Häring den südöstlichen Abschnitt. Unter Verwendung der elementarsten gestalterischen Mittel wurden insgesamt 1.915 Wohneinheiten in Mehrfamilien- oder Einfamilienreihenhäusern gebaut, die sich durch einprägsame Außenräume, reizvoll verschobene Blickperspektiven und in die Tiefe gestaffelte Hauseinheiten auszeichnen. Trotz des typisierenden Entwurfskonzepts weist die Siedlung aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen eine vielfältige Gestaltsprache auf und zeigt, dass die Architektur des Serienbaus nicht zwingend Monotonie zur Folge haben muss.
Ihre einfache Modernität war Mitte der 1970er Jahre jedoch verschwunden: Glattputz war durch Rauputz, die durchdacht gestalteten Holzfenster waren durch sprossenlose Kunststofffenster ersetzt worden, auch die Farben waren nicht mehr zu erkennen. Um die vorhandene Bausubstanz denkmalgerecht instand zu setzen und gleichzeitig die bestehenden Ressourcen zu nutzen, war die Auseinandersetzung mit der historischen Bautechnik im Abgleich mit heutigen technischen Verbesserungsmöglichkeiten von größter Bedeutung und dringend erforderlich. Nach einer eingehenden Befunduntersuchung und einem daraus abgeleiteten denkmalpflegerischen Konzept sowie Vorschlägen zur Erhaltung der Siedlung und der Forderung nach ihrer Eintragung als Baudenkmal seit Ende der 1970er Jahre durch die Architekturwerkstatt Pitz-Brenne erfolgte eine schrittweise Wiederherstellung der ursprünglichen Detaillierung und Farbigkeit der Häuser. So konnte die Wiederbelebung der baulichen Qualitäten auf behutsamem Wege erzielt werden, die die Vielfalt der im Laufe der Zeit verlorengegangenen gestalterischen Elemente wieder sichtbar werden ließ. In einem größeren Verbund erhielt ein Großteil der Mehrfamilienhäuser sein bauzeitliches Erscheinungsbild zurück, während die im Privatbesitz befindlichen Einfamilienhäuser, auf Eigeninitiative angewiesen, punktuell denkmalgerecht erneuert wurden. Dem Wunsch der Bewohner, die offenen Terrassen dem Wohnraum ausgebaut zuzuschlagen, konnte mit einem einheitlichen Gestaltungskonzept entsprochen werden.
Mit der denkmalpflegerischen restauratorischen Bestandsaufnahme und der sich daran anschließenden Instandsetzung der Bebauungen konnte die architektonische Qualität der Waldsiedlung Onkel Toms Hütte bewahrt und wieder erlebbar gemacht werden. Zudem hat unser Büro mit der Erarbeitung einer Broschüre als Hilfestellung für die Bewohner der Waldsiedlung im verantwortungsbewussten Umgang mit dem Baudenkmal, die 2006 durch die Denkmalschutzbehörde herausgegeben wurde, zu einem langfristigen denkmalgerechten Erhalt und Pflege der Siedlung auch für die Zukunft beigetragen.